Der erste Sturm
Im September 2004 folgte der dritte Urlaub auf unserem Schiff. Diesmal sollte das Thema “ Ankern” geübt werden. Am 21. 9 segelten wir nach anfänglichen Schwierigkeiten los und steuerten schon bekannte Ziele an. Über Zirje (kleine Insel) nochmals Richtung Sibenik , von dort die Krka hoch nach Skradin. Wir erreichten unser Ziel gegen 17:00 Wetter war gut, kein Wind und sehr mild. Abends schauten wir noch beim Hafenmeister vorbei und erkundigten uns nach dem Wetter für den morgigen Tag. Gewitter und Regen wurden für den nächsten Tag angekündigt, allerdings erst ab nachmittags.
Wir beschlossen früh zu starten um zeitig das nächste Ziel zu erreichen. Gegen 12:00 waren wir wieder in Sibenik und beschlossen Richtung Primosten weiterzusegeln. Der Wind spielte jedoch nicht mit, wir gaben unseren Plan auf und beschlossen , da schon 15:00 Uhr in den kleinen Hafen “Muna “ (auf der Insel Zirje) einzulaufen und dort die Nacht zu verbringen. Inzwischen hatte der Horizont sich verdunkelt und das Licht nahm eine ganz eigenartige Farbe an. Wir schauten beide fasziniert auf die Wolkenwand und in dem Augenblick erreichte uns der Böenkragen und legte den Bacchus auf die Seite. Unter Motor und eingerollter Genua steuerten wir den Hafen an. Leider keine Möglichkeit an der Mole festzumachen , da reserviert für die Fähre, ankern war auch nicht möglich, da Wind und Welle voll auf den Hafen standen. Wir mussten wieder raus und das war kein Spaß bei inzwischen 7-8 Bft. Nun versuchten wir dem Rat des Fischers zu folgen und nach Kaprije zu Motoren, jedoch erfolglos den Wind und die Wellen waren zu stark. Neuer Plan , inzwischen war es 17:00 Uhr und es wurde langsam dunkel , zurück nach Murter unserem Heimathafen. Als wir aus dem Windschatten von Kakan kamen traf uns der Wind mit einer solchen Wucht, dass wir und nicht weitertrauten. Also zurück in den Windschatten und in eine relativ ruhige Bucht von Kakan und dort erstmal der Anker raus, das gelang auch nach dem zweiten Anlauf. Nun hatten wir erstmal ein sicheres Plätzchen gefunden , wir ankerten ganz nah am Ufer, glücklicher Weise war das Wasser dort sehr tief. Kurze Verschnaufpause, der Wind nahm weiter zu und über dem Festland setzte nun auch noch ein Gewitter ein. Die Anspannung stieg und als der Wind um 180°drehte und wir aufs Land zu trieben setzte nun bei mir Panik ein. Inzwischen war es stockdunkel , kalt und das Ufer bedrohlich nah. Ich packte schon mal alle wichtigen Dinge in eine wasserfeste Tasche. Am liebsten wäre ich ans Ufer gesprungen und hätte Schiff , Schiff sein lassen. Doch nun löste sich der Anker und uns blieb nur eine Change, Anker rauf und weg vom Ufer. Alles im Finsteren und bei peitschendem Regen. Irgendwie habe ich es geschafft den Kommandos zu folgen und das Schiff von Land weg zu steuern, während dessen Johannes den Anker hoch holte, alles bei null Sicht. Doch was nun ? Wohin sollten wir ? Johannes Vorschlag : Ich Motore solange zwischen den beiden Inseln hin und her bis es hell wird. Unvorstellbar für mich 8 Stunden zwischen den beiden Inseln nur zwei beleuchtete Gefahrenstellen als Orientierung. Der Wind hatte weiter zugenommen und die Wellen schlugen bis ins Cockpit. Immer wieder Standort bestimmen , Position anhand der Karte überprüfen. Die Zeit wollte nicht vergehen. Ich ging fast ein vor Angst. Inständiges hoffen und bitten, dass unser Perkins seinen Dienst tut, er musste einiges leisten ,immer wieder mit Vollgas verhindern, dass Bacchus an Land getriebnen wurde.
Nach dieser Höllennacht , in der Johannes 8 Stunden durchweg den Bacchus durch den Sturm gesteuert hat war meine Bewunderung und Dankbarkeit für Mann, Schiff und Motor grenzenlos.
Doch auch die schlimmste Nacht geht mal zu Ende. Bei beginnendem Tageslicht und immer noch Windstärken von 5-7 Bft motorte Johannes zurück nach Murter , ca. 8 SM trennten uns vor dem sicheren Hafen. ´Bacchus kämpft sich durch die Wellen und zeitweise macht er nur zwei KN. Hier wären einige PS mehr ganz schön. Stellenweise sah es so aus, als würden wir Murter nicht erreichen. Doch als wir endlich die Landabdeckung erreichten, kamen wir besser vorwärts und konnten gegen 12:00 endlich an unserem Liegeplatz festmachen. Die Anspannung wich nun langsam von uns und ein kräftigen Ankerschluck, ein Wasserglas voll mit Brandy von den Nachbarn, trug viel zur Erleichterung darüber bei, alles gut überstanden zu haben.
Aus diesem Ereignis haben wir viel gelernt und auch am Schiff einige Veränderungen vorgenommen. Z.B Gewitterwarnungen immer ernst zu nehmen und im sicheren Hafen zu bleiben, eine Sturmfok zu besorgen und ein zweites Kutterstak auf dem Schiff zu installieren.