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Marokko’s Mittelmeerküste: Revierinformationen 2015

Einsame Mittelmeerküste im Urzustand daneben Hotelanlagen, Klimazonen von mediterran bis Hochgebirge, mittelalterliche Medinas und hässlich Urbanisationen. Ein 220 sm Törn entlang der Mittelmeerküste Marokkos bietet ein weites Spektrum an Eindrücken und Erfahrungen.
Gut organisierte öffentliche Verkehrsmittel ermöglichen preiswertes und spontanes Reisen auf kurzen oder langen Distanzen. Lebensmittel in guter Qualität sind in jedem größeren Ort erhältlich. Auswärts essen ist sehr preiswert.
In den wenigen Häfen geht es in der Vorsaison sehr beschaulich zu, wir waren oft die einzige bewohnte Yacht. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Gewöhnen muss man sich an das umstaendlich und oftmals zeitaufwendige Ein- und Ausklarieren (Bakschich wurde von Uniformträgern kategorisch abgelehnt).
Frühjahr und Herbst bieten sich mit angenehmen Luft -und Wassertemperaturen für einen Törn an.

Ende April verlassen wir unseren Winterliegeplatz in der Alceidessa Marina in direkter Nachbarschaft von Gibraltar. Erstes Ziel ist die spanische Enklave Ceuta, 16 SM entfernt auf dem afrikanischen Kontinent. Von dort aus Richtung Ost, in mehreren Etappen, 220 sm bis nach Saidia an der Grenze zu Algerien.

Als Revierführer diente uns die aktuelle Ausgabe „North Africa“ der RCC Pilotage Foundation erschienen bei Imray. Der Revierführer entpuppte sich als weniger hilfreich, einige Angaben sind nicht mehr aktuell. Empfehlen können wir Google Earth. Die Abbildungen sind aktuell und geben einen guten Überblick.
Vorsicht beim Einlaufen bei Starkwind. Vor den Hafeneinfahrten kann sich gefährlicher Schwell aufbauen.
Alle nachfolgenden Angaben nach bestem Wissen und Gewissen ohne Gewähr.

Hier ein Überblick über die besuchten Marinas und Häfen

Hercules Marina Ceuta (Spanische Enklave): 35°53’N 005°18’W
Nur 12 sm entfernt von Gibraltar, ist diese Marina ein guter Ausgangspunkt für einen Törn Richtung Osten entlang der Küste Marokkos. Wer sich das Ein-und Ausklarieren in Marokko ersparen will kann von hier aus einen Landausflug mit Bus und Taxi in die sehenswerte Medina von Tetouan unternehmen.
Die Marina liegt am Stadtzentrum, nahe der Hauptstrasse. Bei westlichem Wind kann es etwas schwellig werden. Diesel ist sehr günstig (da nahezu steuerfrei) und wer länger mit dem Boot in Marokko bleiben möchte kann hier die Bordbar auffüllen.
Relativ hohe Liegegebühren, eine 12m Yacht zahlt ca. 26€/d in der Nebensaison (incl. Wasser Strom, Internet).
www.mahersa.es

Klartext:
Als erste Station für einen Törn entlang der marokkanischen Mittelmeerküste gut geeignet Im Juli und August kaum freie Plätze. Relativ teuer.

Marina Smir, Smir 35°45’N 005°20’W und Marina Kabila, 35°43’N 005°20’W

Nur 16 km Luftlinie von Ceuta entfernt, exakt Richtung Süd, befinden sich die Marina Smir und wenige Seemeilen weiter die Marina Kabila. Im Rahmen eines großen Investorenprojektes wurden hier neben den beiden Marinas hunderte von Ferienhäusern, zahlreiche große Hotels, Golfanlagen etc. aus dem Boden gestampft. Preise bei ca. 20 € für unsere Schiffsgrösse in der Vorsaison.
www.portmarinasmir.com

Wir haben diese rein touristische Anlage nicht besucht, sondern sind 5 sm weiter nach Süden bis nach M’Diq gesegelt

Klartext:
Wer touristische Infrastrukturen und Strand mag ist in Smir gut aufgehoben. Im Sommer viele Jet-Skis

Royal Yachtclub de M’Diq, Port of Entry 35°41’N 004°40’W

Es gibt in diesem Hafen nur die Möglichkeit im Royal Yachtclub festzumachen.
Dieser befindet sich im Bereich des Fischerhafens der unmittelbar an die königliche Marina angrenzt. Die Liegeplätze im Yachthafen sind ausschließlich für das marokkanische Königshaus reserviert.
Wir verbrachten im Royal Yacht Club 10 entspannte Tage.
Am Fischerkai gegenüber gibt es zahlreiche Grillstände, hier kann man fangfrischen Fisch unter elementaren Bedingungen verspeisen. Im Ortskern gibt es einen täglich stattfindenden Markt mit gutem Lebensmittelangebot.
M’Diq ist ein guter Ausgangspunkt für Reisen in das Hinterland, es fahren laufend Busse und Sammeltaxis in die sehenswerte Medina von Tetouan.
Nur wenige Yachten laufen diese Marina an. Wer einen Besuch plant sollte vorher Kontakt aufnehmen um eine freie Mooring sicherzustellen. Unter sanhafivoile@gmail.com, unter 0212666047070 oder unter 00212539975659 erreicht man den technischen Direktor. Gezahlt haben wir rund 15€/d (ltd. Preisliste 22€) .

Klartext:
Ein guter Liegeplatz in der Vor- oder Nachsaison, strandnah, gute Verkehrsanbindung, fast nur marokkanisches Publikum. Ein Besuch in der Hauptsaison (Juli, August) ist weniger empfehlenswert.

Fischerhafen El Jheba 35°41’N 004°40’W

Will man weiter nach Osten segeln bietet sich als nächste Etappe der Fischerhafen El Jheba an. Er liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen M’Diq und dem Port of Entry Al Hoceima, teilt also die rund 84 sm in zwei gut zu bewältigende Tages- Etappen von ca. 42 sm.
Graham Hutt schreibt im Revierführer: “this is is the place to chill out“.

Leider ist El Jebha ist als Anlegehafen für Yachten derzeit geschlossen, wie uns die Offiziellen beim Einlaufen unmissverständlich klarmachen.
Die an den Ort angrenzende, malerische, nach Norden offene Bucht eignet sich, nur bei minimalem Wellengang als nächtlicher Ankerplatz. Die Wassertiefe liegt bei 10m.
Wir haben uns schließlich über die Anweisung des Hafenkapitäns hinweggesetzt und sind gegen 20:00 wieder in den Hafen eingelaufen.
Passkontrolle und Zollkontrolle war dann gegen 23:00 auch endlich abgeschlossen.
40 sm bis nach Al Hoceima weiterzufahren ist bei Dunkelheit nicht empfehlenswert, zahlreiche Fischerboote, oft schlecht oder gar nicht beleuchtet, befahren nachts diesen fast unbewohnten Küstenabschnitt
Wir sagen: „this is definitely not the place to chill out“.

Klartext:
El Jebha ist zurzeit für Yachten geschlossen. Die ca. 84 sm vom M’Diq bis Al Hoceima müssen ohne Zwischenstopp bewältigt werden. Wegen ungekennzeichneten Netze und kaum beleuchter Fischerboote ist bei der erforderlichen Nachtfahrt ein möglichst großer Küstenabstand empfehlenswert.
Wer dennoch El Jebha ansteuern will sollte im Starthafen mit Hilfe der Police Maritim die aktuelle Lage abklären.

Fähr- und Fischerhafen Al Hoceima, Port of Entry 35°14’N 003°55’W

Die Reise verläuft entlang der dünn besiedelten Küste, steilabfallende Abschnitte und kleine Talebenen wechseln sich ab, eine weitere spanische Enklave, der malerische Penon de Velez, liegt auf halber Strecke (Anlegen oder Ankern ist hier nicht erlaubt).
Nach 8 h motoren haben wir die ca. 41 sm bis Al Hoceima zurückgelegt. Entgegen den Angaben des Revierfuehrers bekommen wir die zahlreichen notwendigen Stempel ohne Probleme, der zugewiesene Liegeplatz im Fährhafen ist akzeptabel und vergleichsweise schwellarm. Im angrenzenden Fischerhafen, hinter dem Fährterminal, liegen hunderte von Fischerbooten, festmachen für Yachten ist hier nicht empfehlenswert. Eine neue Marina ist im Bau.
Fünf Minuten vom Hafen entfernt gibt es einen kleinen Strand und nach weitere fünfzehn Minuten bergauf ist man im Stadtzentrum. Hier gibt es alles was man im Alltag benötigt. Al Hoceima ist eine Stadt mit ausschließlich marokkanischem Tourismus, Yachten und Ihre Crews sind seltene Gäste.
Die Liegegebühren sind relativ hoch, man zahlt die Tarife der Berufsschifffahrt, ca. 24€
pro Tag (ohne Wasser, Strom gelegentlich).

Klartext:
Al Hoceima ist eine junge Stadt mit Fähr- und Fischereihafen, ohne besondere Attraktionen. Als Stoppover auf einem Törn z.B. nach Melilla gibt es keine Alternative.

Melilla (spanische Enklave) Fährhafen und Marina 35°17’N 002°56’W

Zwischen Al Hoceima und Melilla liegen ca. 68 sm. Um in Al Hoceima ein frühes Auslaufen sicherzustellen ist eine Absprache mit den Behörden empfehlenswert.
Auch dieser Küstenabschnitt ist abwechslungsreich, auf lange Strecken kaum erschlossen. Rundet man das unmittelbar vor Mellila gelegenen Cabo Tres Forcas muss man mit zahlreichen Netzen und Bojen rechnen. Das Einlaufen in den kommerziellen Hafen ist, außer bei starkem NO Wind, problemlos.
Mellila hat eine sehr sichere Marina die zudem sehr preiswert ist, der relativ hohe Lärmpegel der am Nachbarpier liegenden Fähren und der umliegenden Diskotheken trübt den ansonsten angenehmen Eindruck.
Die fast vollständig restaurierte Altstadt und die zahlreichen Jugendstilhäuser sind sehenswert.
In der Hauptsaison sind die Liegeplätze für Gastyachten knapp, Reservierung sinnvoll.
Kontaktaufnahme über: puertonoray@puertodemelilla.es
Weitere Informationen auf der Homepage: http://www.puertodemelilla.es/index.php/puerto-deportivo

Klartext:
Melilla ist eine Reise wert, die Marina sicher und günstig. Es gibt nur wenige Gastliegeplätze.

Marchica/ Atalayoun 35°13’N 002°54’W (Einfahrt Lagune)

In Sichtweite von Melilla liegt das „Mar Chica“. Folgt man der Küste ca. 5 sm in Richtung SW erkennt man die markierte Einfahrt der 20 km langen und ca. 6 km breiten Salzwasserlagune. Marina Atalayoun liegt am westlichen Ufer neben einem Ferien-und Golfresort. Die Zufahrt ist betonnt, Wassertiefen sind im Fahrwasser immer ausreichend. Vor dem ansteuern sollte man sich einen Überblick mittels Google Earth verschaffen.
Hier liegt man sicher, ruhig, ein wenig windig. Wasser und Strom sind nicht immer verfügbar. Die 1 km entfernte Hauptstrasse verbindet die Marina mit der Stadt Nador und dem Grenzort Benni Ensar. Wer Marokko pur erleben will und marokkanische Märkte mag ist hier richtig.
Von Nador aus gibt es gute Zug- und Bahnverbindungen in das Landesinnere (z.B. nach Fes).
Für das Ein-und Ausklarieren, incl. einer intensiven Durchsuchung durch den Zoll, sollte man 2-3h Zeit einplanen. Die Marina war im Juni 2015 noch nicht offiziell eröffnet.
www.atalayoungolfresort.ma/en/marina.php

Klartext:
In dieser abgelegenen und ruhigen Marina kann für man einige Tage seine Seele baumeln lassen. Von Nador aus gibt es gute Verbindungen ins Landesinnere.

Saidia Marina (Port of Entry) 35°06’N 002°17’W

In Sichtweite der algerischen Grenze, ein Tagestörn (35 sm) von Melilla entfernt, liegt die Marina Saidia, gebaut im Rahmen eines touristischen Großprojektes, bietet sie den Komfort einer modernen Marina incl. Hardstand für Yachten bis 100t. Das Einlaufen ist bei moderatem Wind kein Problem. Bei stärkerem Wind ist Vorsicht geboten. Eine vorherige Anfrage bei der Marinaleitung bzgl. der Wellenbedingungen vor der Hafeneinfahrt ist dann obligatorisch.
Der nahegelegene Sandstrand und die mit Bus bequem erreichbare Kleinstadt Saidia bieten ein akzeptables Umfeld für einen längeren Aufenthalt.
Die Marina ist unter französischer Leitung, der Manager ist Pascal Bosson. Die segelnde Kundschaft besteht überwiegend aus französischen Crews.
Ein Jahresliegeplatz incl. Hardstand und Travelllift kostet (12m Yacht) weniger als fünf Euro pro Tag, der ca. eineinhalb Autostunden entfernte Flughafen Nador bietet überraschend günstige Flüge z.B. nach Köln/Bonn an, für Kunden organisiert das Marinabuero auf Anfrage einen Shuttleservice.
Ursprünglich war geplant 105 sm nach Almeria (Marina Aquadulce) zu segeln und Bacchus dort an Land zu stellen.
Wir haben aber kurzentschlossen unseren Toernplan geändert und Bacchus in Saidia geparkt,
über unsere Erfahrungen im Winterlager werden wir berichten.

Kontaktaufnahme: 00212 675 378 433 oder 00212673448483

Klartext:
Nur 105 sm von Almeria und 35 sm von Melilla entfernt bietet Marina Saidia günstige Liege-und Stellplätze.