Seewege.de
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24 Stunden in Libyen

Im Frühjahr 2006 haben wir uns für einen Abstecher nach Libyen interessiert und über die Kontakt mit Hisham Buwedden vom Sailing Club Benghazi (buwedden@yahoo.co.uk) aufgenommen. Er erklärte uns, was wir tun müssen um in Libyen einreisen zu dürfen. Das hörte sich alles recht unkompliziert an. Hisham würde uns offiziell einladen und mit unseren gefaxten Pässen und Schiffspapieren ein Visum besorgen und alles für die Einreise vorbereiten. In Land darf man sich nur in Begleitung des Agenten bewegen. Hisham würde alle Ausflüge für uns organisieren uns auch begleiten. Das hat allerdings auch seinen Preis. Da haben wir erstmal von einem Abstecher abgesehen. Visumgebühren und Gage für Hisham haben sich ganz schön summiert.
Doch im September erreichte uns eine Mail von Hisham. Die SY Cooya (www.cooya.ukf.net) sei im Frühjahr als 1. Segelschiff nach 30 Jahren in Libyen gewesen. Ob wir vielleicht nach einem Besuch der Homepage von Cooya doch noch Lust bekämen auf einen kleinen Abstecher nach Libyen; das hörte sich alles ganz interessant an.

Also beschlossen wir nun doch von Kreta über Benghazi, statt über Malta, nach Tunesien zu segeln.
Schnell waren die Papiere gefaxt, es blieben Hisham ca. 3 Wochen um das Visum zu besorgen. Wir tauschten noch einige Mails aus um zu klären wann wir uns was anschauen wollen. Es sind einige Etappen der libyschen Küste entlang geplant, unter anderem ein Besuch in Tripolis. Mehrfach teilten wir unseren Ankunftstermin mit, mussten allerdings einmal nach hinten verschieben, da der Wind nicht günstig war.
Am 05.10.2007 ist es dann endlich soweit: wir starten von Lerapetra aus nach Benghazi, ca 360 Seemeilen. Der Wind steht gut und wir kommen gut voran.
Am 10.10. 2007 gegen 11:00 erreichen wir die 12 Meilenzone von Libyen.

Johannes nimmt den ersten Kontakt per Funk mit Benghazi Port auf. Dort lösen wir etwas Verwirrung aus. Keiner weiß von uns und niemand erwartet uns. Außer den Namen sind alle Informationen auf unseren Rechner und an die Daten kommen wir ohne Internetanschluss nicht ran. Alle Kontakte sind per Email gelaufen und wir haben einfach versäumt diese aus zu drucken. Eine vorhandene Telefonnummer geben wir weiter, leider kein Anschluss unter dieser Rufnummer. So erhalten wir die Anweisung uns zwei Seemeilen vor dem Hafen noch mal zu melden. Das tun wir dann auch. Wieder werden wir nach Personen an Bord, Schiffsgröße und Namen, Flagge, woher und wohin und natürlich nach unserm Agenten gefragt. Nach einigem hin und her, wir kreisen inzwischen vor der riesigen Hafenmauer, erhalten wir endlich die Erlaubnis in den Hafen einzulaufen.

Nachdem Johannes sich nochmals beim Hafenmeister gemeldet hat, werden wir aufgefordert an Bord zu warten bis die „Einklarierungstruppe“ erscheint. Das lässt nicht lange auf sich warten.6-7 Mann erscheinen und wollen Pässe und Visum sehen. Wir haben aber kein Visum, dass sollte Hisham ja für uns besorgen. Hisham können wir jedoch ohne Internetzugang nicht erreichen, wir dürfen aber nicht von Bord. Eine fatale Situation. Normalerweise darf man Libyen ohne gültiges Visum nicht betreten.
Wieder geht es hin und her und erstmal dürfen wir bleiben aber unter keinen Umständen das Schiff verlassen. Der zuständige Beamte will versuchen ein Visum für uns zu erhalten. Falls das bis morgen nicht klappt müssen wir Libyen wieder verlassen.
Trotz allem kommt nun der Zollbeamte an Bord um das Schiff schon mal zu inspizieren. Der Import und Genuss von Alkohol ist in Libyen verboten. Wir zeigen unsere „Hausbar“ müssen noch die restlichen Bierdosen dazu packen und dann wird der Schrank versiegelt. Stempel drauf und fertig. Der darf erst außerhalb von Libyen wieder geöffnet werden.
Dann verabschieden sich alle freundlich und fahren mit unseren Pässen davon
Nun heißt es warten.
Wahrscheinlich weiß inzwischen ganz Benghazi, dass wir hier sind und das hat sich wohl auch bis zu Hisham rum gesprochen. Er erscheint prompt mit dem Zollbeamten und nun versichern uns Beide sich um unser Visum zu kümmern.
Gegen Mitternacht erscheint er nochmals mit einigen Papieren, die wir ausfüllen müssen.
Gegen Mittag des nächsten Tages kommt Hisham vorbei, wir freuen uns und voller Erwartung hoffen wir nun endlich auf das ersehnte Visum um an Land zu dürfen. Doch leider hat sich alles zu unseren Ungunsten entwickelt. Die Behörden stellen sich stur. Da wir ohne fertiges Visum eingereist sind wird es uns nun ganz verweigert. Sieht doch sehr nach „abstrafen“ aus. Auch die beiden Agenten können da nicht mehr für uns tun. Unser Vorschlag bis zum nächsten Hafen zu segeln, das wäre Khums etwa 300 Seemeilen westlich, und dort dann das inzwischen ausgestellte Visum in Empfang zu nehmen, wird abgelehnt. Wir müssen heute noch, so schnell wie möglich, Libyen verlassen.
Was ist da schief gelaufen?
Wir waren sicherlich zu leichtgläubig, haben Hisham geglaubt und uns auf die Zusagen per Email verlassen. In Syrien hat das auch prima geklappt. Aber Libyen ist doch anders. Man muss man sich in Libyen einen Agenten besorgen um die formale Einladung, die nötig ist um einzureisen, zu erhalten.
Dann sollte man frühzeitig in seinem Heimatland ein Visum beantragen. Die Vorschriften ändern sich laufend. Das Auswärtige Amt hat hierzu die entsprechenden Informationen. Uns ist die Lust auf Libyen erstmal vergangen.