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Sommer 2009: Die Azoren

In seinem Revierführer „Atlantische Inseln“ von 1999, schreibt Jimmy Cornell:
„Ein erfahrener Seemann, der mehrere Atlantiküberquerungen absolviert hat, beschrieb die Azoren einmal als Europas bestgehütetes Geheimnis unter Fahrtenseglern.“
Das können wir auch 2009 noch bestätigen.
Im Sommer sind die Azoren ein wunderbares Segelrevier, allerdings ist die Atlantikwelle für Mittelmeersegler gewöhnungsbedürftig. Wer zu Seekrankheit neigt, wird leiden müssen.
Wir hatten in den vier Sommermonaten überwiegend Wetter mit konstanten Winden zwischen 15 und 30 Knoten. Tagelang haben wir Traumsegeln erlebt ohne Segelwechsel, im Mittelmeer undenkbar.

Die Azoren bestehen aus neun Inseln. Santa Maria und Sao Miguel gehören zu der östlichen, Terceira, Sao Jorges, Pico, Faial und Graziosa zu der zentralen und Flores und Corvo zu der westlichen Inselgruppe.
Das Klima auf den einzelnen Insel ist unterschiedlich, pauschal kann man sagen: je weiter westlich desto feuchter. Die Landschaft ist vielfältig und das Klima und der gute Boden sorgen dafür, dass Ananas, Bananen, Tabak, Wein und Tee prächtig gedeihen. Aber auch Maisfelder und viele auch schwarz-weiße Kühe sieht man auf den Inseln.

Wir sind Anfang Juli von Madeira aus zur südöstlichsten Insel, Santa Maria gesegelt.
Bis Anfang September haben wir von Santa Maria aus Sao Miguel, Terceira, Sao Jorge, Pico und Faial besucht.

Alle besuchten Inseln haben uns gut gefallen, jede hat ihren eigenen Charme.
Santa Maria mit ihrer Gastfreundschaft

Sao Miguel, mit ihren heißen Quellen und Kraterseen, aber auch die am dichtesten besiedelte und touristisch am meisten erschlossene.

Terceira, die Insel der Straßenstierkämpfe und Angra de Heroismo als Weltkulturerbe.

Sao Jorges, lange vom Tourismus unberührt, verfügt über wunderschöne, einsame Wanderwege.

Pico, mit dem höchsten Berg Portugals und der besten Möglichkeit Wale zu beobachten

und Faial, immer schon ein Ziel von Seglern und mit Horta auf alle Fälle eine Reise wert.

Meist war das Wetter ruhig und die Temperaturen sehr angenehm. Bis vor einigen Jahren gab es kaum eine Marina auf den Azoren und Ankern an der Tagesordnung. Bei viel Schwell und schlechtem Ankergrund nicht immer ein Vergnügen. Heute haben, bis auf Graziosa, Flores, und Corvo, alle Inseln eine Marina. Wir hatten als Revierführer den alten Jimmy Cornell „Atlantische Inseln“ aus 1998 an Bord. An einigen Stellen ist er noch hilfreich, aber die aktuellen Beschreibungen der Marinas auf den Azoren findet man nicht. Auch der aktuellste Imray Revierführer „ Atlantik Island“ kann nicht so schnell neu gedruckt werden, wie sich hier die Bedingungen ändern. Es gibt aus diesem Grund eine Berichtung als PDF Dokument im Internet. Auch ohne Revierführer sind die Informationen sehr nützlich und das Herunterladen ist kostenlos.
http://www.imray.com” Gutes Informationsmaterial zu den einzelnen Häfen gibt es zwischenzeitlich in jeder Marina.

Unsere persönlichen Erfahrungen:

Porto de Vila do Porto/ Santa Maria

e-mail: marinavdp@marinazores.com

Die Marina ist in diesem Jahr eröffnet worden. Die Marina und Stege sind sehr geschützt, wenig Schwell. Waschräume sind noch nicht fertig, sollen aber Ende des Jahres in Betrieb genommen werde.
Es gibt einen sehr geschützten Hardstand, der Lift sollte ab September 2009 zur Verfügung stehen.
Internet im nahen Club Navale ist kostenlos. Hier findet man auch ein nettes Publikum aus Einheimischen und Seglern.
Gute Einkaufmöglichkeiten im Ort, ca. 20 Minuten Fußmarsch bergauf. Busverbindungen auf der landschaftlich schönen Insel eher mäßig, aber Trampen ist wie überall auf den Azoren kein Problem.
Liegegebühr für unser 11,95m langes Schiff ca. 12 Euro pro Nacht

Marina Ponta Delgada/ Sao Miguel

e-mail: marinapdl@apsm.pt

Ponta Delgada ist eine schöne Stadt, allerdings etwas touristischer als die anderen „Inselmetropolen“. Die Marina liegt zentral und besteht aus dem alten, kleinern und dem neuen größeren Bereich. Anmelden muss man sich am Rezeptionssteg an der Tankstelle. Normalerweise bekommt man einen Liegplatz in der neuen Marina. Durch die Trennung von „alt“ und „neu“ durch ein Strandbad und den Fähranleger kommt keine rechte Atmosphäre auf. Die neue Marina wirkt steril und unbelebt, viele Liegeplätze sind leer. Die Waschräume sind neu und nobel, werden allerdings nicht besonders gut gepflegt. Leider gilt das für die gesamte Anlage. Waschmaschine und Trockner sind vorhanden.
Für die Benutzung der Duschen muss man pro Person an Bord 1,80 täglich zahlen, egal ob man duscht oder nicht. Finden wir nicht in Ordnung. So erhöht sich der auf den ersten Blick günstige Liegeplatz von ebenfalls ca. 12 Euro erheblich.
Internet ist kostenlos im nahe gelegenen Studentencafe.
Einkaufmöglichkeiten in einem kleineren Supermarkt in der Nähe sind akzeptabel.

Marina Angra do Heroisme/ Terceira

e-mail: marina.angra@aptg.pt

Die Marina liegt sehr schön direkt an der Altstadt. Man hat einen schönen Blick auf die Kathedrale und um sich die Stadt näher anzuschauen ist die Marina gut geeignet.
Allerdings ist der Schwell im Hafenbecken je nach Wetterlage im vorderen Teil erheblich. Die Schiffe bewegen sich ununterbrochen und die Festmacher werden stark gestresst. Starke Strömung und ziemliche enge Boxen machen das „einparken“ u.U. schwierig.
Die Waschräume liegen zu weit entfernt und duschen muss auch hier gesondert bezahlt werden, allerdings nur so viele, wie man nutzt.
Internet ist nicht kostenlos. Es gibt eine Art Internetcafe vor der Marina.
Einkaufmöglichkeiten sind schlecht. Wir haben keinen vernünftigen Lebensmittelladen in der Nähe gefunden. Wir waren allerdings auch nur eine Nacht in der Marina.

Marina Praia da Vitoria/ Terceira

e-mail: marina@cmpv.pt

Hier haben wir unseren Winterliegeplatz an Land gefunden. Ein Argument war Anfangs, dass es außergewöhnlich preiswert ist, hier sein Boot an Land zu stellen.
Die Einfahrt in die Marina ist sehr schmal, aber kein Problem. Man muss sehr nah am Badestrand vorbei, aber der Sandgrund ist tief genug. Wenn man in der Arbeitszeit ankommt, hilft einer der sehr hilfsbereiten Hafenmeister beim Anlegen. Auch im Vorhafen kann man gut ankern.
Der Schwell hält sich in Grenzen. Ungemütlich wird es allerdings bei starken südwestlichen Winden.
Waschmaschine und Trockner sind vorhanden. Für die Dusche zahlt man pro Nutzung 1,50, ein großes weißes Badetuch ist inklusive. Die Duschkabinen sind allerdings sehr eng. Internet ist kostenlos und an Bord zu empfangen. Ein bis dato fast einzigartiger Luxus. (Nur in Horta hatten wir auch noch das Vergnügen) Im Waschhaus sind, falls man nicht über einen eigenen Laptop verfügt, drei Computerarbeitsplätze eingerichtet, kostenlos nutzbar. Ebenfalls bis dato einzigartig
Die Marina liegt direkt am Ort. Einkaufsmöglichkeiten sind gut, Busverbindungen ebenfalls.
Liegegebühr pro Nacht für eine 12 Meter Yacht ca. 7 Euro incl. Strom und Wasser.

Velas Marina/ Sao Jorges

e-mail: portohorta@aptosa.com

Die Marina in Velas auf Sao Jorges ist sehr klein und sehr eng. Wenn kein Platz am Steg ist, liegt man im Päckchen. Das ist kein Problem, meist wird am Tag drauf ein Platz frei. Velas ist eher eine „Durchgangsmarina“. Man schaut sich einige Tage die Insel an und zieht dann weiter. Vor der Marina gibt es einen der wenigen halbwegs akzeptablen Ankerplätze auf den Azoren. So gibt es eine Ausweichmöglichkeit, falls die Marina total überbelegt ist.
Waschräume sind noch im Bau, es ist nicht abzusehen, wann sie fertig sind. Dafür gewährt der Hafenmeister einen Liegetag Rabatt.
Gute Einkaufmöglichkeiten im Ort, 15 Minuten Fußmarsch. Internet soll im Club Navale kostenlos zu Verfügung stehen, wir haben allerdings nie eine Verbindung bekommen. Gute Alternative ist die öffentliche Bücherei, dort zahlt man 50 Cent für eine Stunde. Hier muss man die Öffnungszeiten beachten.

Marina Lajes do Pico/ Pico

Die Marina in Lajes de Pico ist die kleinste „Azorenmarina“. Sie liegt am Fuße des Pico direkt an dem kleinen Ort Lajes und hat eine ganz besonders schöne Atmosphäre.
Nur 5-6 größere Boote haben dort Platz. Einen freien Liegeplatz am Steg zu ergattern ist Glückssache. Eine Ausweichmöglichkeit ist die alte Fischermole gegenüber der Marina. Das Festmachen ist dort kostenlos, aber ohne Strom und Wasser und je nach Wind viel Schwell.
Duschräume gibt es nicht, sind so weit wir wissen auch nicht geplant. Internet gibt es nur im Cafe gegenüber.
Einkaufmöglichkeiten sind akzeptabel die Busverbindungen sind gut.
Extrem ist die Einfahrt in die Marina. Um zu den Liegeplätzen zu gelangen, muss man zwischen Schutzmauer und einem Riff, das bei Flut knapp unter Wasser liegt, hindurchsteuern. Dann direkt nach passieren der roten Einfahrttonne scharf Backbord Richtung Empfangssteg abbiegen, ansonsten läuft man unweigerlich in das Riff am Ende der Einfahrt. Bei starkem Wind ist die Einfahrt ein echtes Abenteuer.
Es gibt keine Ankermöglichkeit vor der Einfahrt, allerdings kann man angeblich vor den Stegen den Anker fallen lassen
Empfehlung: Die Marina nur bei Tag und möglichst ruhigem Wetter ansteuern.

Horta Marina Faial/ Faial

e-mail: hortamarinax@aptosa.com

Die Marina in Horta besteht aus der alten Marina und dem neuen Teil. Wir hatten einen Platz an Mole im neuen Teil. Kein Schwimmsteg, der mit dem steigenden und fallenden Wasser mitgeht, sondern halt eine feste Mauer. Das bedeutet mal liegt man oben, mal unten. Für uns kein Problem, wir können auf die Reling steigen beim Hochklettern.
Wie die Liegeplätze verteilt werden und wer an die Schwimmstege kommt konnten wir nicht herausfinden, wahrscheinlich richtet es sich nach der Länge des Aufenthalts.
Duschräume, Waschmaschine und Trockner vorhanden. Duschen müssen pro Nutzung gezahlt werden.
Im Frühjahr ist die Marina total überfüllt. Dann liegen hier bis zu tausend Schiffe, meist Atlantiküberquerer auf der Heimreise, im Viererpack. Die Marina liegt recht zentral. Kleine Supermärkte, ein guter Bäcker und Metzger sind fußläufig erreichbar. Der große Supermarkt am Stadtrand ist leider nur mit Taxi erreichbar.
Das in der Szene bekannte „Cafe Sport“, die riesige Bildergalerie der Langfahrtsegler auf der Mole und schöne Wanderwege machen einen Aufenthalt auf Faial zum Erlebnis.