Welcome to Benghazi, and good luck!!
Nach einer ruhigen und lauen Nacht erreichen wir gegen 11:00 die 12 Meilenzone von Libyen. Der Wind hat inzwischen gedreht und kommt uns entgegen. Wir müssen Motoren. Johannes nimmt den ersten Kontakt per Funk mit Benghazi Port auf. Dort lösen wir etwas Verwirrung aus. Keiner weiß von uns und niemand erwartet uns. Um nach Libyen einzureisen braucht man einen Agenten, der einen formal einlädt uns alles im Land organisiert. Leider haben wir auch außer den Namen der beiden Kontaktpersonen keine Unterlagen parat. Eine vorhandene Telefonnummer geben wir weiter, leider kein Anschluss unter dieser Rufnummer. So erhalten wir die Anweisung uns zwei Seemeilen vor dem Hafen noch mal zu melden. Das tun wir dann auch. Wieder werden wir nach Personen an Bord, Schiffsgröße und Namen, Flagge, woher und wohin und natürlich nach unserm Agenten gefragt. Außer den Namen sind alle Informationen auf unseren Rechner und an die Daten kommen wir ohne Internetanschluss nicht ran. Alle Kontakte sind per Email gelaufen und wir haben einfach versäumt diese aus zu drucken. Nach einigem hin und her, wir kreisen inzwischen vor der riesigen Hafenmauer, erhalten wir die Erlaubnis in den Hafen einzulaufen. Wir werden endlich mit „Welcome to Benghazi and good luck“ begrüßt. Erleichterung bei uns auch wenn uns das „good luck“ etwas stutzig macht. Wir haben uns schon damit auseinandergesetzt weitersegeln zu müssen. Dass ist im Moment keine schöne Vorstellung. Wir würden Beide gerne wenigstens eine Nacht durchschlafen.
Wir passieren die Einfahrt uns befinden uns in einem reinen Industriehafen. Ein Tackboot „holt“ uns ab und wir erhalten einen Liegeplatz zwischen den Pilotbooten.
Viele Hände helfen beim Festmachen und wir werden neugierig und freundlich begrüßt. Wir sind nun das zweite Segelschiff seit 30 Jahren.
Nun sind wir nach 360 Seemeilen mit Bacchus in Nordafrika und können es noch nicht so recht glauben
Nachdem Johannes sich nochmals beim Hafenmeister gemeldet hat, werden wir aufgefordert an Bord zu warten bis die „Einklarierungstruppe“ erscheint. Das lässt nicht lange auf sich warten.6-7 Mann erscheinen und wollen Pässe und Visum sehen. Wir haben aber kein Visum, dass sollte Hisham ja für uns besorgen. Hisham können wir jedoch ohne Internetzugang nicht erreichen, wir dürfen aber nicht von Bord. Eine fatale Situation. Normalerweise darf man Libyen ohne gültiges Visum nicht betreten.
Wieder geht es hin und her und erstmal dürfen wir bleiben aber unter keinen Umständen das Schiff verlassen. Der zuständige Beamte will versuchen ein Visum für uns zu erhalten. Falls das bis morgen nicht klappt müssen wir das Land sofort wieder verlassen.
Trotz allem kommt nun der Zollbeamte an Bord um das Schiff schon mal zu inspizieren. Er schaut in (fast) alle Schränke, Schaps und Staukästen, unter anderem auch auf der Suche nach Alkohol. Der Import und Genuss von Alkohol ist in Libyen verboten. Wir zeigen unsere „Hausbar“ müssen noch die restlichen Bierdosen dazu packen und dann wird der Schrank versiegelt. Stempel drauf und fertig.
Der darf erst außerhalb von Libyen wieder geöffnet werden.
Dann verabschieden sich alle freundlich und fahren mit unseren Pässen davon.
Nun heißt es warten.
Kein Problem, mehr als schlafen und etwas essen wollen wir heute eh nicht mehr. Aber das ist gar nicht so einfach. Immer wieder kommt jemand vorbei, fragt wo wir herkommen, ob das ein Segelschiff sei, ob wir etwas bräuchten und ob alles o.k. sei.
Wahrscheinlich weiß inzwischen ganz Benghazi, dass wir hier sind und das hat sich wohl auch bis zu Hisham rum gesprochen. Er erscheint prompt mit dem Zollbeamten und nun versichern uns Beide sich um unser Visum zu kümmern.
Nachts gegen 24:00, wir schlafen schon lange tief und fest, ruft eine Männerstimme „Johannes ,Johannes ….“.Und da steht Hisham draußen mit Papieren, die ausgefüllt werden müssen, in der Hand und der guten Nachricht dass morgen unser Visum aller Wahrscheinlichkeit fertig sein wird.
Das nennen wir doch Einsatz, es ist schließlich mitten in den Nacht.